Wichtige Wirtschaftsdaten im Wirtschaftskalender
Der Handel mit Binären Optionen ist kein Glücksspiel, sondern Spekulation. Ein wesentlicher
Unterschied zwischen Glücksspiel und Spekulation liegt in der Methode des Spekulanten, mit der
eine im Vergleich zum Zufall signifikant erhöhte Trefferquote bzgl. seiner Markterwartungen erreicht
wird.
Neben der Technischen Analyse - die im Kapitel „Handelsstrategien“ ausführlich thematisiert wird –
dient die Fundamentalanalyse sowie die Sentimentanalyse zur Prognose des Marktes. Bestimmte
Ereignisse bewegen den Markt und lassen Rückschlüsse auf die weitere Entwicklung zu. Um die
Auswirkungen eines Ereignisses auf die Kurse abschätzen zu können, sind zwei Dinge erforderlich:
Erstens die Kenntnis um die Zusammenhänge hinter dem Ereignis und zweites die bisherige
Erwartung der Marktteilnehmer im Hinblick auf das Ereignis.
EZB Leitzins und Geldpolitik der Notenbanken
Die Zentralbanken der großen Industrienationen bzw. Währungsverbünde zählen zu den wichtigsten
Akteuren an den internationalen Finanzmärkten. Maßgeblich sind vor allem die Entscheidungen der
Federal Reserve Bank in den USA, der Europäischen Zentralbank (EZB) im Euroraum, der Bank of
Japan und der Bank of China. Diese Notenbanken entscheiden über die Geldpolitik ihres jeweiligen
Währungsraumes.
Im Rahmen der Geldpolitik legt eine Notenbank fest, wie viel Geld einer Volkswirtschaft zu welchen
Bedingungen zur Verfügung gestellt wird. Eine Notenbank kann mehr Geld im Umlauf bringen und
die Kreditvergabe stimulieren, indem die Zinssätze für Geschäftsbanken gesenkt werden: Diese
können sich dann bei der Zentralbank zu günstigeren Konditionen Geld leihen.
Expansive oder restriktive Geldpolitik
Eine weitere Lockerungsmöglichkeit betrifft die Sicherheiten, die Geschäftsbanken für Kredite von
der Zentralbank hinterlegen müssen: Lockert eine Notenbank ihre Geldpolitik, geht dies häufig mit
einer Lockerung der Kriterien für diese Sicherheiten einher. Ein weiteres, typisches Instrument
expansiver Geldpolitik ist der Ankauf von Staatsanleihen durch die Zentralbank: Das dabei an die
Verkäufer der Anleihen gezahlte Geld wird gewissermaßen „gedruckt“ und steht nach dem Ankauf
dem Geldkreislauf zur Verfügung.
Eine restriktivere Geldpolitik sieht dagegen Anhebungen des Leitzinssatzes, erhöhte Anforderungen
an die Sicherheiten für Zentralbankkredite und den Verzicht auf Staatsanleihekäufe bzw. den Verkauf
angelaufener Bestände. Doch welche Zusammenhänge und Implikationen sind für den aktiven
Handel mit Binären Optionen tatsächlich relevant?
Wann und wie ist die Geldpolitik für den Markt relevant?
Zentralbanken halten in regelmäßigen Abständen Pressekonferenzen ab, die von den Finanzmärkten
mit größter Aufmerksamkeit verfolgt werden. Schon ein in einem Nebensatz implizit geäußerter
Hinweis eines Notenbankchefs kann sich wesentlich auf die Kurse auswirken. Für die Reaktion des
Marktes kommt es darauf an, ob die Markterwartungen getroffen, überboten oder enttäuscht
werden.
Lässt eine Notenbank z. B. eine Lockerung der Geldpolitik durchblicken und wurde diese vom Markt
nicht erwartet, werden die Aktienkurse steigen, die Zinsen sinken und der Wechselkurs der
betroffenen Währung nachgeben. Der Zusammenhang ist offensichtlich: Von einer lockeren
Geldpolitik erhoffen sich Marktteilnehmer zusätzliches Wirtschaftswachstum und damit höhere
Unternehmensgewinne (= steigende Aktienkurse), die Aussicht auf ein sinkendes Zinsniveau führt zu
Käufen am Anleihemarkt, wodurch die Kurse von Anleihen steigen. Steigende Anleihekurse sind
gleichbedeutend mit sinkenden Zinsen. Ein niedriges Zinsniveau macht eine Währung im Vergleich zu
anderen weniger attraktiv, wodurch der Wechselkurs nachgibt.
Auftragseingänge, Außenhandel, Arbeitsmarkt, Konjunktur, Rohstoffpreise, Unternehmensdaten
Die Entwicklung an den Finanzmärkten wird seit Jahren von der Geldpolitik der Notenbanken
dominiert. Dennoch gibt es weitere Wirtschaftsindikatoren, auf deren Ausgang sich spekulieren lässt
und/oder die eine Einschätzung der künftigen Marktentwicklung erleichtern. Wie bei allen News gilt,
dass für die Reaktion der Börse nicht die News an sich, sondern die Abweichung zur Markterwartung
entscheidend ist.
Die Abweichung der Nachricht von der Markterwartung entscheidet über die Marktreaktion
Doch was genau erwartet „der Markt“ eigentlich? In den großen Tageszeitungen und auf vielen
Finanzportalen im Internet werden zu vielen Wirtschaftsdaten Markterwartungen genannt – oft
genug allerdings ohne Quellenangabe. Es ist entscheidend zu verstehen, dass die tatsächliche
Markterwartung sehr häufig nicht mit der „offiziellen“ Markterwartung von Banken und Analysten
übereinstimmt. Portale wie z. B. www.whispernumber.com ermöglichen es Nutzern, ihre persönliche
Erwartung abzugeben und liefern ein genaueres Bild der „inoffiziellen“ Lage.
Ein Blick in einen (vollständigen) Wirtschaftskalender belegt die große Zahl von Wirtschaftsdaten, die
jeden Tag publiziert werden. Die meisten betreffen direkt oder indirekt die konjunkturelle
Entwicklung oder die Geschäftsentwicklung von Unternehmen. Bei Konjunkturdaten ist zwischen
gemessenen Indikatoren und Umfrage-Indikatoren zu unterscheiden: Gemessene Indikatoren geben
statistisch erhobene Daten wider, Umfrageindikatoren versuchen Entwicklungen anhand der
Angaben relevanter Personengruppen (Konsumenten, Manager, Finanzexperten usw.) zu erfassen.
Zu den wichtigsten Indikatoren zählen z. B. die Auftragseingänge in der deutschen Industriw, die
Entwicklung auf dem US-Arbeitsmarkt, die Stimmung der Einkaufsmanager in den Vereinigten
Staaten, die Aussichten der japanischen Wirtschaft oder das Geschäftsklima in der deutschen
Wirtschaft. Konjunkturindikatoren sind vor allem im Kontext anderer Indikatoren aussagekräftig:
Sind Stimmungslage und Auftragseingang günstig, ist mit einem Aufschwung zu rechnen. Sinken
dagegen Zuversicht und Auftragsvolumen, spricht das für eine Rezession.
Es kann durchaus längere Phasen geben, in denen sich verschiedene Konjunkturindikatoren
widersprechen. In solchen Phasen kommt es häufig zu Kursschwankungen direkt nach der
Bekanntgabe einer Nachricht. Besonders gravierend sind Kursausschläge allerdings, wenn der Markt
„kalt erwischt“ wird und z. B. das gefestigte Gesamtbild eines konjunkturellen Aufschwungs durch
überraschend schwache Daten zum chinesischen Export infrage gestellt wird.
Marktanalysen und Analystenkommentare
Vor allem Einsteiger verfügen selten über genügend Wissen und Erfahrung für Markteinschätzungen.
Werden Positionen „ins Blaue hinein“ eröffnet, sind zwar kurzfristige, aber keine dauerhaften Erfolge
möglich. Im Internet sind fundamentale und technische Marktanalysen für jedermann zugänglich.
Trader sollten allerdings zwischen Marktanalysen und Analystenkommentare- und Einstufungen
unterscheiden. Analystenkommentare sind explizit keine Marktanalyse und sollten nicht aus dem
Kontext heraus als Empfehlung verstanden werden. Analysten arbeiten im Dienst von Banken,
Fondsgesellschaften etc. und sind nicht der breiten Öffentlichkeit verpflichtet. Die Einstufungen und
Kommentare können deshalb durchaus von Interessenskonflikten belastet sein.
Analysen von Bloggern, Journalisten und anderen Beobachtern können dagegen durchaus hilfreich
sein. Idealerweise lässt die Sichtung früherer Analysen Rückschlüsse auf die Trefferquote zu.
Typischerweise erreichen die meisten Blogger etc. nur für jeweils einzelne Märkte hohe
Trefferquoten. Eine mögliche „Meta-Strategie“ besteht also darin, für jeden relevanten Markt
möglichst gute Analyse-Quellen zu identifizieren und anschließend danach zu handeln.
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