Umkehrstrategie mit Binären Optionen
Die meisten Umkehrstrategien zielen auf das frühzeitige Erkennen eines Trendwechsels ab und
bieten bei erfolgreichem Einsatz die Möglichkeit, hohe Renditen mit weit entfernten Barrieren zu
erzielen. Andere Umkehrstrategien fokussieren gegenläufige Bewegungen innerhalb eines Trends
und eignen sich für klassische Binäre Optionen.
Trendumkehr antizipieren mit Barrier-Optionen
Eine Trendumkehrstrategie kann versuchen, einen Trendwechsel im Markt zu antizipieren. Die
Technische Analyse kennt diverse Formationen, die eine solche Trendumkehr ankündigen. Zu den
bekanntesten zählt die Schulter-Kopf-Schulter-Formation (SKS). Diese besteht aus insgesamt drei
Hochs, von denen das höchste durch die beiden niedrigeren flankiert wird und dadurch das
schemenhafte Antlitz eines Kopfes mit zwei Schultern annimmt.
Es soll an dieser Stelle auf eine ausführliche Darstellung des Wesens und der Interpretation dieser
Umkehrformation verzichtet werden. Wer sich ausführlicher mit Kursformationen und ihren
Einsatzmöglichkeiten auseinandersetzen möchte, sei an das Standardwerk des US-Amerikaners John
Murphy zur Technischen Analyse oder die Literaturempfehlungen der Vereinigung Technischer
Analysten Deutschlands, VTAD, verwiesen.
Das Entscheidende: Nach dem Bruch der „Nackenlinie“ ergibt sich ein technisches Kursziel. Dieses
entspricht der horizontalen Distanz zwischen dem Kopf (dem höchsten Hoch in der Formation) und
der Nackenlinie und wird bei einer oberen SKS vom Ausbruchspunkt subtrahiert, bei der unteren SKS
dagegen addiert. Die Kursziele werden nicht zwingend auch erreicht, stellen aber ein Indiz mit einer
recht attraktiven Eintrittswahrscheinlichkeit dar.
Um die Trendumkehr mit Binären Optionen zu handeln, kann eine at-hit-barrier-Option
(„OneTouch“) eröffnet werden. Die Barriere wird dabei im Bereich des technischen Kursziels der SKS
platziert. Neben dem Kursziel werden dabei idealerweise weitere wichtige Marken im Chart
berücksichtigt: Findet sich kurz oberhalb des Kursziels eine wichtige Unterstützung, sollte die Barriere
auf deren Niveau platziert bzw. ein entsprechender Optionskontrakt abgeschlossen werden.
Fehlausbrüche herausfiltern und Trefferquote erhöhen
Die Renditen solcher Kontrakte können einige hundert Prozent erreichen. Umkehrstrategien dieses
Typs zählen zu den lukrativsten Handelsansätzen, weil größere Marktbewegungen antizipiert
werden. Neben der Schulter-Kopf-Schulter-Formation kommen insbesondere Mehrfach-Tops,
Mehrfach-Böden und Dreiecke (nicht alle!) für Umkehrstrategien in Betracht.
Aufgrund der sehr hohen Renditen, die Optionen des für diese Umkehrstrategien eingesetzten Typs
aufweisen, lassen sich profitable Handelsstrategien bereits mit überschaubaren Trefferquoten
erreichen. Ein Rechenbeispiel: Werden 100 € pro Kontrakt eingesetzt und führt ein „Treffer“ zu einer
Rückzahlung von 400 €, wird der Break Even bei einer Trefferquote von 25% erreicht.
Dennoch sollten bei der Definition von Einstiegssignalen möglichst treffsichere Filter verwendet
werden. Im Zusammenhang mit Umkehrformationen bieten sich dazu insbesondere charttechnische
Merkmale an. Lange Kerzen und ein ansteigendes Handelsvolumen verstärken die Signifikanz eines
Durchbruchs durch die Nackenlinie, Kurslücken im Nachgang des Ausbruchs ebenfalls.
Eine weitere Problemstellung bei Umkehrstrategien betrifft die Definition des Zeitraumes, für den
das Erreichen der entscheidenden Barriere prognostiziert wird. Die Laufzeit einer Option hat
Auswirkung auf die Rendite: Im Fall von „at-hit-barrier“-Kontrakten ist die Rendite umso höher, je
kürzer die Laufzeit ausfällt. Ein weit verbreiteter Fehler in diesem Zusammenhang ist die
kalkulatorische Fortschreibung der Marktbewegung in der Geschwindigkeit des Ausbruchs. Nach dem
Ausbruch kommt es zu Korrekturen, die den Zeitraum bis zum Erreichen des technischen Kursziels
verlängern.
Generell ist nach einer oberen Trendumkehr von einer doppelt so schnellen Kursbewegung
auszugehen wie nach einer unteren Trendumkehr – Kurse fallen allen Erfahrungen nach doppelt si
schnell, wie sie steigen.
Umkehrstrategien mit Trendkanälen
Eine Umkehr des Marktes muss keine Trendwende darstellen: Die häufigsten Bewegungen gegen den
vorherrschenden Trend sind Korrekturen und keine Trendwenden. Umkehrstrategien können
deshalb auch Gegenbewegungen innerhalb eines bestehenden Trends fokussieren. Mit simplen
Trendkanälen lassen sich akzeptable Trefferquoten erzielen.
Zunächst einige Grundlagen. Die Technische Analyse geht davon aus, dass ein einmal bestehender
Trend sich mit einer größeren Wahrscheinlichkeit fortsetzt, als dass es zu einer Trendwende kommt.
Ein Trend ist definiert als Abfolge mehrerer höherer Hochs und Tiefs. Eine Trendlinie ist eine Gerade,
die entlang der Tiefs eines Aufwärtstrends bzw. entlang der Hochs eines Abwärtstrends gezogen
wird.
Trends gibt es in allen Märkten und auf allen zeitlichen Ebenen: Der kurzfristige Trend eines Marktes
kann abwärts und damit dem mittel- oder langfristigen Trend entgegengesetzt sein. Korrekturen sind
damit zwingend Bestandteil eines Trends. Handelsstrategien können Trends folgen, anstatt ihre
Umkehr zu fokussieren – derlei Trendfolgestrategien sind in Kapitel 3.4 ausführlicher beschrieben.
Korrekturen mit Binären Optionen handeln
Der Handel von Korrekturen ist z. B. mit einfachen Über/Unter-Optionen möglich, die am Geld
eröffnet werden und mit einer überschaubaren Laufzeit ausgestattet sind. Eine Umkehrstrategie
kann den Kauf von Put-Optionen vorsehen, wenn der Markt sich im oberen Bereich seines
Aufwärtstrendkanals bewegt. Ein Trendkanal besteht aus einer Trendlinie und einer parallel zu dieser
gezogenen Linie oberhalb der Kurse eines Aufwärtstrends.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Markt im oberen Bereich seines Trendkanals eine Korrektur beginnt
ist umso größer, je häufiger der obere Bereich des Kanals in der Vergangenheit bereits in diesem
Sinne „getestet“ wurde. Die Korrektur beginnt nicht zwingend erst nahe der oberen Linie des Kanals,
sondern häufig bereits etwas früher – etwa beim letzten Hoch. Viele Umkehrstrategien sehen den
Kauf von Put-Optionen bereits kurz unterhalb des letzten Hochs vor.
Da gegen den Trend gehandelt wird besteht das Risiko eines Ausbruchs aus dem Trendkanal in
Trendrichtung. Ausschließen lässt sich dieses Risiko nicht. Es gibt allerdings Indizien, die auf einen
solchen Ausbruch und damit eine Beschleunigung des vorherrschenden Trends hinweisen. Das Risiko
eines Durchbruchs ist umso größer, je dynamischer der Markt auf die obere Begrenzung des Kanals
zusteuert: Kurslücken, ein ansteigendes Volumen oder immer kürzere und schwächere
Korrekturphasen sind Beispiele dafür.
Umkehrstrategien mit Bollinger Bändern
In jeder gängigen Analysesoftware finden sich diverse Indikatoren, mit denen Umkehrstrategien
gehandelt werden können. Eine weit verbreitete Methode zur Prognose kurzfristiger
Gegenbewegungen innerhalb eines Trends sind Bollinger Bänder. Diese bestehen aus insgesamt drei
im Chart sichtbaren Linien: Einen gleitenden Durchschnitt in der „Mitte“, einem oberen und einem
unteren Band.
Werden Bollinger Bänder mit den Standard-Parametern verwendet, fallen mehr als 95% der Kurse in
den Bereich zwischen den beiden Bändern. Eine häufige Interpretation sieht die Eröffnung einer
Longposition vor, wenn der Markt sich dem unteren Band nähert. Umgekehrt wird eine Shortposition
eröffnet, wenn der Markt nahe am oberen Band notiert.
Screenshot eines MT5-Demokontos mit Bollinger Bands in einem GBP/USD-Tageschart: In der
Praxis sollten Bollinger Bands mit einem sinnvollen Filter kombiniert werden, weil die Kurse
häufiger über einen längeren Zeitraum in der Nähe der Bänder notieren. Hier wurde eine
altbewährte Regel angewandt: Eine Position wurde eröffnet, wenn der Markt nach einem
Schlusskurs außerhalb der Bänder erstmals wieder innerhalb der Bänder geschlossen hat. In drei
von vier Fällen führte das erzeugte Handelssignal zu einer richtigen Entscheidung.
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